Giulia - nach einigen Wochen ein Zwischenbericht

Nun sind einige Wochen vergangen und ich habe mich an die Alfa Romeo Giulia gewöhnt.

Das ist jetzt einerseits ein Vorteil, andererseits aber auch ein Nachteil da sich der Mensch als Gewohnheitstier auch an die hohe Motorleistung gewöhnt und es jetzt schon normal ist, wie der Wagen beschleunigt.

Der Verbrauch hält sich immer noch in Grenzen, aktuell im Winterbetrieb mit sehr viel Kurzsstrecke und Winterreifen bin ich zwischen 8 und 9 l/100 km unterwegs - aber das passt.

Zuletzt bin ich auch mal mit dem D-Modus unterwegs gewesen und muss sagen, dass das schon toll funktioniert. Hinter einem Audi A6 3,0 TDI mit 245 Ps muss man sich am Gaspedal schon beherrschen um bei einem gemeinsamen Überholmanöver keinen Auffahrunfall auf der Überholspur zu provozieren. Speziell auch das Fahrwerk (ich habe das Performancepaket) mit dem Sperrdifferenzial ist gewaltig.

Bisher war ich es gewohnt, dass ein Wagen, wenn man in einer engeren Kurve beschleunigt eher Richtung Fahrbahnrand tendiert, ganz anders der Alfa, der zuerst auch Anzeichen in diese Richtung hat, dann schaltet sich der Allrad zu und danach regelt das Sperrdifferenzial noch mehr Drehmoment auf das kurvenäußere Hinterrad. Dadurch zieht der Wagen eher in die Kurve hinein und man kann auch in engen Kurven sehr gut beschleunigen, da können sich die Mitbewerber einiges abschauen, da ich speziell bei Audi vom Kurvenverhalten sehr enttäuscht war.

Ich bin in den letzten Jahren nie so wenig mit Tempomat gefahren wie mit der Giulia - nicht weil der ACC nicht gut funktionieren würde (er regelt bis auf 0 runter und fährt dann wieder selbst an bzw. nach einigen Sekunden tippt man einfach das Gaspedal an und der Wagen folgt dem Vorausfahrenden), sondern weil der Alfa Romeo Giulia einfach ein Fahrerauto ist.

Die Giulia ist weder bequem, noch geräumig aber man erlebt das, was sich in den letzten Jahren bei vielen Herstellern verabschiedet hat: Fahrgefühl, Kontrolle

Man ist als Fahrer wieder gefordert, hat viel mehr Einfluss auf das Verhalten des Wagens. Der ganze Assistenzsch.... der momentan in die Fahrzeuge eingebaut wird, der dann ohnehin nicht 100%ig funktioniert und den in Wirklichkeit kein Mensch braucht fehlt dem Alfa nahezu gänzlich, vor allem funktioniert alles was verbaut ist super. Besonders der Querverkehrswarner beim Ausparken ist super, der Toter Winkel Warner ist toll und der ACC funktioniert auch so wie es ein Stop&Go System machen sollte. Den Spurverlassenswarner kann man mittels Taste zu oder abschalten - einfach Genial, vor allem weil das alles funktioniert.

Wer braucht laufende LED Blinker, Digitaltacho, Massagesitze oder ein sinnloses Extra wie ein Headup Display, das vom Wesentlichen doch nur ablenkt?

Für mich ist es einfach toll ein Auto zu erleben, dass sich wieder durch Fahrverhalten, Motorcharakteristik, Rückmeldungen definiert und nicht durch 17 weitere USB Steckdosen zum Handyladen im Kofferraum oder den WLAN Hotspot der auch im Tunnel unterbrechnungsfrei funktioniert.

Back to the Roots - vielleicht auch eine Alterserscheinung (so alt wäre ich dann aber noch gar nicht), aber es gibt schlimmeres als sich von vielem zu verabschieden was man ohnehin nicht braucht oder worüber man sich dann auch noch aufregen kann weil es nicht funktioniert.

Ein paar neue Funktionen beim Multimediasystem hab ich auch noch gefunden, wenn man den Dreh/Drücksteller z.B. nach vorne schiebt kommt ein Schnellmenü und man kann die einzelnen Menüpunkte direkt anwählen ohne ins eigentliche Menü umsteigen zu müssen.

Und das Beste daran ist, dass es einfach funktioniert. Ich bin sicher vom Renault Talisman sehr geschädigt, da dort viele Dinge erst nach Monaten oder Jahren funktioniert haben, sich Einstellungen wie durch Zauberhand verstellt haben oder manches einfach nicht funktioniert hat (z.B. Navi, Sprachsteuerung). Auch sind dem Alfa Fahrwerkspoltern oder nicht funktionierende Keylesstürgriffe völlig fremd.

Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit dem Wagen, gewisse Einschränkungen muss man in Kauf nehmen (vor allem Platz/Komfort), aber das weiß man vorher.